Im Rahmen meines Doktorstudiums der deutschen Literatur am Institut für Germanistik der Palacký Universität in Olmütz nutzte ich die Möglichkeit aus an der Prager germanistischen Studententagung (PRAGESTT) teilzunehmen, die seit 2011 jedes Jahr an der Karlsuniversität in Prag stattfindet. Der Zweck der Tagung ist es v. a. andere junge Germanisten (Bak-, Magister- und Doktorstudenten) zu treffen. Die Studenten bekommen hier eine Möglichkeit ihre bisherige Forschungsergebnisse zu präsentieren und in der anschließenden Diskussion, an der nicht nur andere Studenten, sondern auch die großen Persönlichkeiten (nicht nur) der tschechischen Germanistik (Kurt Krolop, Alice Stašková, Manfred Weinberg, Jörg Krappmann u.a.) teilnehmen, ihre Kenntnisse zu erweitern und konstruktive Vorschläge zu den jeweiligen Themen aufzunehmen.
Am PRAGESTT nahm ich zum ersten Mal 2012 teil und präsentierte da die bestehenden Resultate meiner Dissertation, die sich mit der deutschmährischen Literatur der ästhetischen Moderne auseinandersetzt. Den Schwerpunkt meines ersten Beitrags bei PRAGESTT (2012) bildete die Lyriksammlung Empfindames Notierbüchlein von dem Brünner Schriftsteller, Essayist und Rezensent Eugen Schick. Schicks Mittelachsengedichte weisen durch ihre Form auf eine Vorlage in dem berühmten Phantasus von Arno Holz hin und stehen qualitativ eindeutig höher als die Lyrik der sg. Holzschule.
Für den 3. Jahrgang der PRAGESTT (2013) wurden drei Texte der deutschmährischen Literatur zum Thema meines Beitrags – die Erzählungen Margarete von Marie von Ebner-Eschenbach und Das Tulpenlicht von Hans Müller und das Drama Liebe von Franz Schamann. Die Protagonistinnen dieser Texte sind eindeutig zu den Frauentypen „femme fatale“ bzw. „süßes Mädel“ zuzuordnen, die die Literatur der Wiener Moderne prägen. Die deutschmährischen Autoren scheinen jedoch die genannten Typisierungen mit naturalistischen Motiven des gesellschaftlichen Aufstiegs zu verbinden und widersprechen somit (wenigstens was die mährische Region angeht) der üblichen These über das Ausbleiben des Naturalismus in Österreichischen Ländern.
Alžběta Peštová