Jahresbericht des Österreich-Zentrums Olmütz 2016/2017

Wie bereits in den vorjährigen Jahresberichten festegestellt, liegt der große Vorteil des Olmützer Österreich-Zentrums darin, dass es bereits bestehende und bewährte Einrichtungen und Projekte (mit verwandten thematischen Schwerpunkten) überdacht und bündelt und dadurch Synergie-Effekte erzielen und nutzen kann. Es sind dies: die Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur, der Lehrstuhl des Stiftungsprofessors der BRD, die Österreich-Bibliothek und das Österreich-Lektorat im Lehrstuhl für Germanistik und das CEEPUS-Programm (Partnerschaft mit der Grazer Germanistik). Außerdem arbeitet das Olmützer Ö-Zentrum aufs engste mit der Österreichischen Botschaft in Prag und dessen Österreichischem Kulturinstitut zusammen.

Das Olmützer Österreich-Zentrum entfaltete 2016 seine Aktivitäten in folgenden bereichen:

  1. Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur: Grundlagenforschung, Sicherung der Archivbestände:

* Die Finanzierung der – dank dem „Postdok-Programm“ des tschechischen Schulministeriums und der EU eingerichteten – Stelle des Geschäftsführers (die 2013 bis 2015 Dr. Lukás Motycka bekleidete) ist ende Juni 2015 ausgelaufen, so dass nun, 2016, in der Arbeitsstelle unter der Aufsicht von deren Leiterin (IFF) lediglich 5 studentische Hilfskräfte arbeiten. Nachdem Herr Motycka gute Arbeit leistete – vor allem bei der elektronischen Sicherung des Archivs der AS und der öffentlichen Ausstrahlung der AS – , konzentrierten sich die laufenden Aktivitäten der AS vor allem auf weiteres Auffüllen des Archivs und auf die „Datenbank deutschmährischer Literatur“: Es wurden Daten zur deutschmährischen Literatur eingespeichert, weitere Programmier-Verfeinerungen durchgeführt, die Graphik entworfen, so dass Anfang 2017 die Ins-Netz-Stellung erfolgen konnte.

* In Anbindung an die In-Netz-Stellung der Datenbank wurde die Graphik und Ausgestaltung der web-Seiten neu entworfen und umgestellt.

  1. Publikationen:

Das Österreich-Zentrum hat sich 2016 an der Herausgabe von 3 Publikationen ideell oder auch finanziell beteiligt:

Reihe Beiträge zur deutschmährischen Literatur

* Eva Hudcová: Měšťan a divadlo. Z kulturních dějin města Šumperka. Olomouc 2016.

Reihe poetica moraviae

* Härtling, Peter: Učit se žít/Leben lernen. Übersetzt und eingeleitet von Ingeborg Fiala-Fürst. VUP Olomouc, 2016, poetica moraviae, Band 11, ISBN 978-80-244-4854-1.

* Schön, Wolfgang: Lebenskünstler. VUP Olomouc, 2016, poetica moraviae, Band 15, ISBN 978-3-00-052926-9.

Die Mitglieder der Arbeitsstelle und des Lehrstuhls publizierten außerdem diverse Zeitschriftenstudien zu österreichischen Themen und hielten Vorträge auf diversen Konferenzen – im Ausland und in Tschechien oder aber fürs breitere, nicht-akademische Publikum.

  1. Lehre und studentische wissenschaftliche Arbeit:

3.1. Unterricht

Im Sommer- und Wintersemester 2016 wurde 6 Kurse (Vorlesungen und Seminare) zur österreichischen Kultur, Geschichte und Literatur angeboten.

3.2. Abschlussarbeiten

1. Habilitation (Iveta Zlá: Graf Albert Joseph Hoditz als deutschsprachiger Autor und literarisches Vorbild unter dem hermeneutischen Aspekt)

2. Dissertation (Oldřich Břenek: Die österreichische Variante des Deutschen; Simona Malá: Weiblich jüdische Lebenswelten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Charlotte de Rothschild (1819-1884): Mutter, Mäzenin, Pädagogin)

und 5 Magisterarbeiten zum österreichischen Schwerpunkt wurden abgegeben und erfolgreich verteidigt, 6 weitere Dissertationen zu österreichischen Schwerpunkten laufen, d.h. werden betreut und konsultiert.

3.3. Gastvorträge

Das Angebot österreichischer Themen bereicherten Gastvorträge österreichischer und deutscher Wissenschaftler (Grazer Kollegen aus dem CEEPUS-Programm: Doz. Dr. Christian Neuhuber Ao. Univ.-Prof. Dr. Günter Höfler, Dr. Christopher Ebner,) + weitere Gäste: Christina Jaeckel (Wien), Univ.-Prof. Mag. Dr. Manfred Kienpointner (Innsbruck) Dr. Daniela Striegl (Wien), Prof. Dr. Matthias Mayer (Wien), Prof. Dr. Jürgen Egyptien (Aachen), Helmut Glück (Bamberg), Albrecht Greule (Regensburg).

  1. Öffentlichkeitsarbeit/kulturelle Aktivitäten für breites Publikum („Ö-Events“):

4.1. An den erfolgreichen Vorlesungszyklus „1815“, den das Olmützer Ö-Zentrum in Zusammenarbeit mit dem Professoren-Klub der Olmützer Universität „Societas cognitorum“ im Sommersemester 2015 veranstaltete knüpfte im Sommersemester 2016 ein weiterer interdisziplinärer Vorlesungszyklus zum aktuellen Thema „Migration“. Die einzelnen 12 Vorträge behandelten die Thematik des Exils im Allgemeinen, die Thematik des tschechoslowakischen Exils im Besonderen, die Geschichte der „großen Völkerwanderung“, die amerikanischen Erfahrungen mit der Immigration, die philosophischen und theologischen Grundlagen des Multikulturalismus, die sprachlichen Auswirkungen des Multikulturalismus die literarischen Bearbeitungen der Migranten- und Exil-Erfahrung und schließlich die „Migration der Bilder“ aus kunsthistorischer Sicht.

Im Wintersemester 2016 folgte der nächste Vorlesungszyklus zum 70. jährigen Jubiläum der Neugründung der Olmützer Universität.

4.2. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Botschaft in Prag wurde 2015 die Reihe Olmützer Deutschgespräche durchgeführt, 2016 wurde eine Rundfunksendung, ein Zusammenschnitt der einzelnen Gespräche im Sender „Vltava“ ausgestrahlt.

4.3. Im April 2016 fand der 2. Jahrgang der „tschechisch-deutschen/österreichischen Kulturtage“ statt, der in Zusammenarbeit mir der Olmützer Studienbibliothek innerhalb einer Woche eine Reihe von Veranstaltungen (Film- und Theatervorstellungen, Stadtführungen, Vorträge und Diskussionen, Dichterlesungen, Ausstellungen, Schulbesuche usw.) anbot.

4.4. Das Ö-Zentrum unterstützte im Mai 2016 die Dramaturgie des in Olmütz eingeführten Theater-Festivals „Theater-Flora“, das heuer 2 Vorstellungen des Wiener Volkstheaters und eine des Wiener Burgtheaters brachte.

4.5. ein Festival österreichischer Kurzfilme wurde im Oktober 2016 veranstaltet.

4.6. Autorenlesungen:

* Angela Jursitzka (Innsbruck): Alle Kriege wieder, 5.10. 2016

* Ingeborg Fiala-Fürst, Übersetzungen deutschmährischer Literatur aus der Reihe „poetica moraviae“, vornehmlich Peter Härtling: Leben lernen, 28.11.2016

4.7. Die Mitglieder der Arbeitsstelle hielten mehrere öffentliche Vorträge über die deutschmährische Literatur in diversen Bildungs- und Kulturinstitutionen der Stadt und Region (IFF: Tage jüdischer Kultur in Holesov und Olmütz, internationale Bohemisten-Sommerschule, Landeskundliches Museum Olmütz).

4.8. Mehrere Mitglieder der Arbeitsstelle nahmen am internationalen Workshop zur Literatur zum 1. Weltkrieg in Bad Kissingen (23.-28.10.2016) teil.

4.9. Das Ö-Zentrum war Mitveranstalter des Jahrestreffens österreichischer Lektoren in Tschechien 8.-10.11.2016.

Insgesamt und abschließend ist festzustellen, dass das Olmützer Österreich-Zentrum 2016 eine ansehnliche Reihe von Aktivitäten entwickelte. Die finanzielle Unterstützung des österreichischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ermöglichte uns nicht nur, die bereits seit Jahren funktionierende Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur zu bezuschussen (v.a. Datenbank+ studentische Mitarbeiter), sondern ermöglichte, viele weitere Aktivitäten – über den Rahmen der Aufgaben und Ziele der Arbeitsstelle hinaus – zu entwickeln.

Olmütz, 30.1.2017
Prof. Dr. Ingeborg Fiala-Fürst