Die Studentin der Germanistik in Olmütz, Aneta Horáková, beschäftigt sich langfristig mit der Erforschung vom Leben und Werk Franz Spundas. Mit Unterstützung des Marbach-Stipendiums und dank der Unterstützung des Lehrstuhls für Germanistik sowie der Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur konnte sie das Collegienhaus besuchen und im DLA Marbach forschen. Dieser Forschungsaufenthalt war für ihre Diplomarbeit als auch für die Forschung in der Arbeitsstelle sehr lohnenswert.
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach ist das größte deutsche Literaturarchiv Deutschlands und wird durch die Deutsche Schillergesellschaft verwaltet. Die Stadt Marbach in Baden-Württemberg ist der Geburtsort von Friedrich Schiller, das Dichterische ist hier also an jeder Ecke spürbar. Dem Park auf der Schillerhöhe dominiert neben der Statue Friedrich Schillers das Gebäude des Schiller-Nationalmuseums. Schillerhöhe ist Sitz des Archivs, das dort mit vier Gebäuden vertreten ist. Neben dem Hauptgebäude des Archivs befindet sich hier auch das Literaturmuseum der Moderne und das Collegienhaus.
Gerade das Collegienhaus ist etwas Außergewöhnliches. Das aus der architektonischen und designerischen Sicht interessantes Gebäude dient nämlich als Gästehaus mit Appartements für Forscher, Literaturwissenschaftler und auch für Stipendiaten. Die Sammlungen des Archivs sind umfangreich und bieten viel Wertvolles an. Es lohnt sich wirklich mehrere Tage in Marbach zu bleiben.
Das Archiv verfügt über 1400 Vor- und Nachlässe und als solches ist es eine wunderbare Quelle für die Forscher der Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur, besonders für die momentan verlaufende Erforschung des literarischen Nachlasses von Franz Spundas, des in Olmütz gebürtigen Schriftstellers (geb. am 31. 12. 1889).
Franz Spunda ist am 1. 7. 1963 verstorben. Seine Schwester Johanna, die in Stuttgart lebte, hat den Nachlass seines Bruders 1964 dem Literaturarchiv im nahen Marbach überlassen. Der umfangreichste Teil befindet sich in der Handschriftenabteilung, hier finden sich zehn Kartons von veröffentlichten sowie unveröffentlichten Manuskripten, ferner Spundas private und berufliche Korrespondenz, seine Notizbücher und persönliche Dokumente (etwa Schulzeugnisse, sein Reisepass, verschiedene Urkunden oder Todesschein). Der Spunda-Nachlass ist thematisch und nach Gattungen sortiert. Besonders wertvoll ist der vierzehn Seiten lange Entwurf zum phantastischen Roman Das verlorene Paradies aus dem Jahr 1915. Spunda hat sein erstes selbstständiges Werk erst 1919 veröffentlicht, seinen ersten Roman Devachan erst 1921. Das umfassendste Werk in der Sammlung ist die mehrhundertseitige Schrift über Platon, die erst unlängst im Pleroma-Verlag erscheinen ist. Nicht weniger bemerkenswert sind Spundas Essays, deren Großteil nie gedruckt wurde.